Karin Bruns: Down by Myself. Techniken der Selbstveröffentlichung in Pornblogs und Webforen
“The videos were made in private by the contributor (and sometimes their partner). We don't know what they're doing, or how they are doing it, we just know it's real and it's sexy as hell” (www.beautifulagony.com/about) ? als Gegenprogramm zur Pornoindustrie produzieren Weblogs und Foren wie Beautiful Agony oder Newsfilter (www.newsfilter.org) im Gestus des Medienmateurs Szenen, Bilder und Töne des Sexuellen, die sich sowohl den Regeln des E-Commerce als auch der hegemonialen Ästhetik des pornografischen Films entziehen. Beschränken sich Sites wie punio.blogspot.com, homemadefuckvideos.com oder watchhervideo.com auf Umschreibungen hinsichtlich Alter und Körperformen der DarstellerInnen, Ausleuchtung, Auflösungsfaktor des Kameraobjektivs usw., so begeben sich Vblogs wie Beautiful Agony - Facettes de la petite mort auf die Suche nach einer Intimität, die im Komplex des Pornografischen nicht vorkommen. Vielen der Akteur/inn/en geht es dabei ausdrücklich um das Ausstellen und Veröffentlichen ‚tiefster’ und ‚authentischster’ Momente des Selbst, die sie im Ritus des Geständnisses (Look for the word 'confessions') zudem kommentieren, erklären und legitimieren: ”Beautiful Agony is dedicated to the beauty of human orgasm. This may be the most erotic thing you have ever seen, yet the only nudity it contains is from the neck up.” Von einem ganz anderen medienpolitischen Projekt ausgehend, in Selektion und Serialisierungsprinzip aber den „Facettes de la petite mort” vergleichbar, haben Film- und Kunstprojekte wie Near The Big Chakra von Yvonne Rainer (USA 1974) oder Yoko Onos Bottoms (GB 1966) sich auf die Suche nach Gleichheit und Differenz des menschlichen Körpers bzw. der menschlichen Sexualität im medienästhetischen Modus des Amateurs, also des/der (Film-)Liebenden, begeben. Diesen Verschiebungsprozessen der Medienpraxis geht der Vortrag nach.

 

 

 

 

 

 


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