Anette Deeken: Revival des Amateurfilms oder: Wer braucht gebrauchte Filme?
Der Amateurfilm ist aktuell in eine neue Phase eingetreten. Ohne DV filmt heute nur noch eine kleine Gemeinde von Super8-Überzeugten. Als Massenmedium, so scheint es, hat der Amateurfilm, der viele Jahrzehnte lang ein Synonym für Schmalfilm war, ausgedient. Parallel zu dieser Entwicklung der Amateurfilmpraxis hat sich jedoch ein bemerkenswertes Phänomen eingestellt: Amateurfilme erfreuen sich eines regen Interesses und werden wiederverwendet. Wann immer die schwarz-weißen oder verblichen farbigen kleinen Schmalfilmrollen gedreht wurden - wenn sie im privaten Bereich ihren Dienst getan haben, ihr Besitzer (meist männlich) verstorben ist, beginnt das "second life" des Amateurfilms.
Vom Dachboden befreit, tauchen plötzlich irgendwann die Blechbüchsen bei ebay oder auf Flohmärkten wieder auf. Das Filmmaterial verwandelt sich in Footage, meist Found Footage. Aus dem ehemals privaten Vergnügen, für das einst viel Geld bezahlt wurde, kann (!) irgendwann einmal und auf unvorhersehbaren Wegen ein öffentliches Filmprodukt werden. Eine eigenartige Verwandlung findet also statt, die ursprünglich gar nie vorgesehen war im Kontext von Amateurfilmproduktion.
Zwei Hauptmethoden haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte etabliert: der ideologiekritisch- künstlerische Ansatz (Chris Marker, Lisl Ponger z.B.) und der pseudo-historische Ansatz in diversen Fernsehproduktionen. Neu hinzugekommen sind, und deshalb läßt sich von einem Revival auch in Hinblick auf Medienenthusiasmus sprechen, filmische Hommagen an die Schmalfilmzeit und (in Ansätzen) Internet_Museen. Anhand aktuellen Materials sollen diese verschiedenen Zugänge zum Amateurfilm aufgezeigt und diskutiert werden.

 

 

 

 

 


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