Dominika Szope: Medienamateure. Visuelle Kulturen der Selbstdarstellung
Mit der Verbreitung des Internets und dem Aufkommen der Social Software hat sich der Aktionsraum des Konsumenten stark erweitert. Die neuen Handlungsmöglichkeiten haben aus einem „passiven“ Zuschauer einen Mitwirkenden und Produzenten gemacht, der nun über die Möglichkeit verfügt in einem gesteigerten Maße zu kommunizieren, sich zu zeigen und Abläufe im weitesten Sinn zu beeinflussen. Je größer und unübersichtlicher jedoch der Raum wird – in diesem Fall der Raum des World Wide Web - umso mehr bedarf es der Techniken des Sichtbarmachens. Im besonderen Maße sind es hier die Möglichkeiten zur Selbstdarstellung, die unter der Anwendung der Social Software eine neue Bedeutung erfahren.
Bereits in der Untersuchung privater Homepages (Renner et al.) wurde die Theatermetapher (Goffmann) wie auch die Bezeichnung der sich präsentierenden User als „Persönlichkeitsdarsteller“ (Laux et al.) genannt. Inzwischen gehen die Möglichkeiten, sich selbst zu zeigen, weit über die der eigenen Homepage hinaus. Plattformen wie YouTube.com weisen hier ein weites Spektrum auf, wenn es darum geht, sich selbst darzustellen. Dabei ist die Motivation dieser Darstellungen vielfältig – mal dient sie der konkreten marktorientierten Bewerbung der eigenen Person, mal sind es Alltagsszenerien, in denen eine Selbstdarstellung platziert wird, um sich in der Community zu situieren. Nicht selten kommt es aber auch zu einem wahren schauspielerischen Schlagabtausch im Rahmen einer konkreten Auseinandersetzung, wie dies am Beispiel von GreenTeaGirlie beobachtet werden konnte. Das „Subjekt als Schauspiel“ (Lacan) scheint hier auf eine ganz neue Weise zum Ausdruck zu kommen. Die abgelegten Filme schwanken zwischen exhibitionistischer Selbstdarstellung oder gar surrealen Selbstäußerungen und verleiten nicht selten dazu von Vereinsamung oder Heroisierung der Darsteller zu sprechen. Es stellt sich daher die Frage nach einer passenden Beschreibung dieses neuen Nutzers. Ist es berechtigt, hier von einer weiteren Ausprägung des Narzissmus (Krauss, Twenge) zu sprechen? Mit welchem Blick bzw. im Rahmen welcher Blickordnung sind diese Selbstdarstellungen zu betrachten, um adäquat charakterisiert zu werden?

 

 

 

 

 

 

 

 

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